Tesla Model S: Wie zuverlässig ist das Fahrzeug wirklich?
Dauereinsatz und Rekorde
Seit Juli 2012 produziert Tesla die Oberklasselimousine Model S. Es gilt als technischer Meilenstein, der für viele Autohersteller und Autoliebhaber als Referenz-Elektrofahrzeug dient. Doch wie steht es um die Zuverlässigkeit und Haltbarkeit bestellt? Tesla gewährt eine ordentliche Garantie: Die Vollgarantie gilt vier Jahre (oder max. 80.000 Kilometer), auf die Batterie und den Antriebseinheit sogar acht Jahre (ohne Kilometerbegrenzung). Tesla würde kaum eine solche Garantie gewähren, wenn sie nicht von der Qualität des Fahrzeugs überzeugt wären. Doch wie schlägt sich der Tesla im Dauereinsatz? Wir zeigen Ihnen einige Beispiele von Fahrzeugen, die schon ein paar Kilometer auf dem Buckel haben – und ziehen ein Fazit.
Deutscher Tesla-Fahrer mit Rekordlaufleistung von 1.000.000 km
Über den Kurznachrichtendienst Twitter hat der deutsche Tesla-Fahrer Hansjörg Gemmingen am 14. Juli 2019 vermeldet, dass er mit seinem Tesla Model S P85 die 900.000-Kilometer-Marke geknackt habe. Am 28. November 2019 wurde die magische Marke von einer Million Kilometern geknackt. Das ist die höchste zu diesem Zeitpunkt bekannte Laufleistung eines Teslas. Schon zuvor machte Gemmingen durch Rekorde auf sich aufmerksam; sein Tesla Roadster liegt laut „Tesla High Mileage Leaderboard“ mit einer Laufleistung von 620.000 km auf Platz 3. Jährlich fährt Gemmingen ca. 150.000 km mit seinem Tesla Model S, der aktuelle Motor wurde bei 320.000 Kilomtern eingebaut, der aktuelle Rekordakku hat bereits 460.000 Kilometer gehalten und trotzdem noch eine exzellente Restkapazität von 86 Prozent vorzuweisen.
3 Tesloop-Fahrzeuge in den Top 5
Die übrigen Plätze in den Top 5 belegen allesamt Fahrzeuge des ehemaligen Mitfahrdienstes Tesloop ein: Ein Model S90D liegt bei 724.000 km und somit auf Platz 2, ein Model X 90D bei 589.000 km, ein weiteres Model X 90D bei 563.000 km. Das US-amerikanische Unternehmen Tesloop war auf Langstreckenfahrten spezialisiert. Das Startup-Unternehmen hatte ein Langstreckentaxi im Einsatz, das die Strecke zwischen Los Angeles und Las Vegas regelmäßig zurücklegt. Ende Oktober 2016 erreichte das Fahrzeug bereits 200.000 Meilen (rund 320.000 Kilometer). Das Fahrzeug wurde im Juli 2015 als erstes Fahrzeug des Unternehmens in Dienst gestellt. Probleme gab es selten, zwischenzeitlich ließ die Leistung des Elektromotors etwas nach. Die Batteriekapazität ist um sechs Prozent gesunken – allerdings hat der Konzern angegeben, dass die Batterie entgegen der Tesla-Empfehlung – nicht auf 90, sondern auf 100 Prozent geladen wird. Das ist notwendig, um einen Zwischenstopp auf der Route zu verkürzen und spart drei Minuten Fahrtzeit. Fahrzeuge mit reduzierter Batteriekapazität – und damit Reichweite – plante Tesloop später auf Kurzstrecken und im Stadtverkehr einzusetzen.
Tesloop-Gründer Sonnad: Model S mit 450.000 Meilen fährt besser als beim Kauf
Haydn Sonnad gründete 2015 den Tesla-Mitfahrservice Tesloop. Zur Fahrzeugflotte gehörte auch ein Tesla Model S, welches aktuell eine Laufleistung von 450.000 Meilen aufweist, das entspricht 720.000 Kilometern. In einem YouTube-Video resümiert Sonnad: „Das ist das einzige Auto, von dem ich sicher sagen kann, dass es heute besser fährt als vor 3 Jahren und 450.000 Meilen.“
Software-Updates machten das Tesla Model S immer besser
Laut Sonnad habe sich das Tesla-Erlebnis nach dem Kauf zunehmend verbessert, da der Konzern einige Software-Updates verteilt hat – dadurch wurden unter anderem neue Autopilotfunktionen freigeschaltet, die es zum Kaufzeitpunkt noch nicht gab. Überzeugt scheint Sonnad auch von der Zuverlässigkeit der Mechanik und Materialkomponenten zu sein: Wenn man es nicht wüsste, würde man beim Fahren kaum bemerken, dass das Auto schon so viele Meilen hinter sich hat, zeigt sich Sonnad zufrieden.
Wartung, Reparatur und Gesamtkosten pro Meile
Haydn Sonnad geht in seinem YouTube-Video auch darauf ein, welche Wartungstermine wahrgenommen wurden und welche Reparaturen notwendig waren. Die Tabelle zeigt unter anderem, dass Wartungen in Höhe von 12.782 US-Dollar und Reparaturen in Höhe von 14.823 US-Dollar innerhalb von drei Jahren und 720.000 Kilometern bezahlt werden mussten. Tesla übernahm im Rahmen der Fahrzeuggarantie einige Reparaturen, darunter der Tausch des Frontmotors bei 36.000 Meilen sowie ein zweimaliger Tausch des Hauptakkus bei 194.237 und 324.044 Meilen. Der aktuell verbaute Akku hat bisher 126.000 Meilen hinter sich und 9 Prozent seiner Gesamtkapazität verloren. Zu berücksichtigen ist hierbei, dass das Fahrzeug durch die Nutzung bei Tesloop rund 17.000 Meilen pro Monat im Einsatz war und häufig per Supercharging auf 100 Prozent geladen wurde. Wegen des kostenfreien Superchargings ergaben sich im Nutzungszeitraum Gesamtkosten von 0,07 US-Dollar pro Meile (1,6 km). Unter Einrechnung von Stromkosten wären es ca. 0,17 US-Dollar pro Meile gewesen.
Tesloop wurde übrigens aus regulatorischen Gründen eingestellt. Heute findet sich auf der Internetpräsenz der Dienst Carmiq, ein Marktplatz für Elektromobilität.
Finnischer Taxifahrer knackt 400.000-Kilometer-Marke
Das finnische Nachrichtenportal Helsingin Sanomat berichtet, der finnische Taxifahrer Ari Nyyssönen habe mit seinem Tesla Model S die 400.000-Kilometer-Marke geknackt. Das Fahrzeug wurde im Dezember 2014 erworben und hat somit eine jährliche Laufleistung von über 100.000 Kilometer. Nyyssönen sagte gegenüber dem Nachrichtenportal, dass das Akkupaket während dieser Zeit einmal eine Fehlfunktion hatte, außerdem wurden die Servolenkung und der Elektromotor ersetzt. Allerdings hätten diese Vorfälle kein Problem dargestellt, da sie über die Tesla-Garantie abgedeckt waren. Eine interessante Aussage trifft der Taxifahrer noch in Bezug auf die Batteriekapazität. Die anfängliche Reichweite von 400 Kilometern hat sich nach 400.000 Kilometern auf 370 Kilometer reduziert – das entspricht nur 7,5 Prozent, ein respektabler Wert.
Italiener fahren mit Tesla Model S 100D über 1.000 Kilometer mit einer Batterieladung
Fünf Mitglieder eines italienischen Tesla-Clubs „Tesla Owners Italia“ haben einen neuen Reichweitenrekord mit einem Tesla Model S aufgestellt. Laut „The Guardian“ betrug die Strecke 669,83 Meilen, umgerechnet 1.078 Kilometer. Zum Vergleich: Tesla gibt an, dass das Fahrzeug mit 100-kWh-Batterie etwa 594 Kilometer zurücklegen kann. Die Rekordfahrt mit dem Tesla Model S 100D dauerte 29 Stunden und löste damit die bisherigen Rekordhalter – zwei Belgier, die im Juni 2017 über 900 Kilometer mit einer Batterieladung schafften – ab. Rechnet man die verbrauchte Energie von 98,4 kWh in konventionellen Treibstoff um, entspräche die Batterieladung in etwa acht Litern Benzin. Ein Notar vor Ort versiegelte den Deckel für den Ladeport. Um diese für Elektrofahrzeuge enorme Reichweite zu schaffen, musste die Klimaanlage ausgeschaltet werden, außerdem kamen Spritsparreifen und Autopilot zum Einsatz. Die Geschwindigkeit überschritt zu keinem Zeitpunkt 40 km/h, außerdem wurde nach Möglichkeit nicht gebremst. Luca Del Bo, Vorsitzender des Clubs „Tesla Owners Italia“, unterstich die Wichtigkeit des Elektromotors für den Rekord. Und in der Tat: Der Elektromotor wandelt 95% der Energie in Bewegung um – ein konventioneller Verbrennungsmotor arbeitet hingegen mit nur ca. 30 Prozent Effizienz.
Fazit:
Auch wenn Tesla noch ein vergleichsweise junger Automobilkonzern ist, zeigen viele Beispiele schon jetzt: Das Fahrzeug ist sehr zuverlässig. Im Vergleich zu Fahrzeugen mit konventionellem Verbrennungsmotor ist ein Tesla deutlich weniger anfällig für Mängel. Das liegt unter anderem darin begründet, dass das Gesamtkonzept der Fahrzeug gut durchdacht ist und außerdem auf viele Bauteile verzichtet werden kann, die es bei Verbrennern gibt. Und sollte doch mal etwas passieren, greift in der Regel die Tesla-Garantie.